Stellen Sie sich ein Szenario vor, in dem das empfindliche Gleichgewicht der Stromverteilung in Bayern gefährdet ist – mit Folgen für Industrie und Verbraucher. Genau vor diesem Hintergrund positioniert sich Markus Söder gegen eine Aufteilung Deutschlands in Strompreiszonen. Im Kern geht es um die Angst vor Redispatch-Maßnahmen, die zwar das Stromnetz stabilisieren, aber hohe Kosten verursachen.
- Redispatch in Bayern: Was steckt dahinter?
- Warum Bayern besonders betroffen ist
- Industrie und Verbraucher unter Druck
- Reformvorschlag: Strompreiszonen einführen
- Warum der Netzausbau entscheidend bleibt
- Zukunftsperspektiven für Bayerns Energiepolitik
- Verbraucher-Tipps bei möglichen Preissteigerungen
- Markus Söders Position
- Fakten-Check: Was ist belegt, was politisch?
- Fazit
Redispatch in Bayern: Was steckt dahinter?
Redispatch bedeutet, dass Netzbetreiber Kraftwerke gezielt herunter- oder hochfahren, um Engpässe im Stromnetz auszugleichen. Gerade in Bayern, wo wenig erneuerbare Energie erzeugt wird, spielt dieses Verfahren eine enorme Rolle. Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT führt hier jedes Jahr zahlreiche Eingriffe durch – inzwischen mit einem Volumen von rund 30 Terawattstunden.
Die Kosten dafür sind erheblich: Über 2,78 Milliarden Euro pro Jahr fließen bundesweit in Netzengpassmanagement (Quelle: Bundesnetzagentur), ein großer Teil davon entfällt auf Bayern. Diese Kosten schlagen sich in den Netzentgelten nieder, die Haushalte und Unternehmen zahlen.
Warum Bayern besonders betroffen ist
Bayern ist Teil der gemeinsamen Gebotszone Deutschland–Luxemburg. Das heißt: Strompreise gelten einheitlich, unabhängig davon, wo er erzeugt wird. Doch Bayern produziert im Vergleich wenig erneuerbare Energie. Gründe sind unter anderem:
- die strenge 10H-Regel bei Windkraftanlagen,
- eine starke Abhängigkeit von Stromimporten aus dem Norden,
- der langsame Ausbau der Stromnetze (z. B. SuedLink).
Folge: Kraftwerke im Norden müssen oft abgeregelt, im Süden dagegen hochgefahren werden – ein teures und ineffizientes System.
Industrie und Verbraucher unter Druck
Für energieintensive Branchen wie Chemie, Glas oder Metall sind Strompreise ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Schon kleine Anhebungen bedeuten Millionenbeträge an Mehrkosten. Die IHK München warnt, dass höhere Preise den Standort Bayern langfristig schwächen könnten.
Auch Verbraucher spüren die Folgen: Netzentgelte machen etwa ein Viertel des Strompreises aus – auch wenn sie auf der Rechnung nicht einzeln ausgewiesen sind.
Reformvorschlag: Strompreiszonen einführen
Studien von ACER und Ariadne zeigen: Eine Aufteilung Deutschlands in Strompreiszonen würde die Redispatch-Kosten deutlich senken. Allerdings: Im Süden, insbesondere in Bayern, wären kurzfristig höhere Preise die Folge. Befürworter argumentieren, dass dies Anreize für mehr lokale Erzeugung schaffen könnte. Gegner wie Markus Söder warnen dagegen vor Wettbewerbsnachteilen für Industrie und Wohlstandsverlust für Haushalte.
Warum der Netzausbau entscheidend bleibt
Ein Hauptgrund für den hohen Redispatch-Bedarf ist der langsame Netzausbau. Leitungsprojekte wie die SuedLink-Gleichstromtrasse sollen Strom aus dem windreichen Norden nach Bayern bringen. Doch Klagen, Bürgerproteste und langwierige Genehmigungsverfahren verzögern seit Jahren den Bau.
Ohne leistungsfähige Netze bleibt Bayern abhängig von Redispatch und damit von hohen Kosten.
Zukunftsperspektiven für Bayerns Energiepolitik
Um unabhängiger zu werden, könnte Bayern mehrere Maßnahmen ergreifen:
- Lockerung der 10H-Regel, um mehr Windkraft zuzulassen,
- weiterer Ausbau von Photovoltaik,
- Förderung von Speicherlösungen,
- verstärkte Nutzung von Wasserkraft und Biogas.
Diese Schritte würden nicht nur Redispatch-Kosten senken, sondern auch zur Energiewende beitragen.
Verbraucher-Tipps bei möglichen Preissteigerungen
Auch Privathaushalte können sich auf steigende Strompreise vorbereiten:
- regelmäßiger Wechsel zu günstigeren Tarifen,
- Installation einer eigenen PV-Anlage,
- Einsatz von Smart-Home-Energiemanagementsystemen,
- Lastverschiebung: Verbrauch in Zeiten günstiger Tarife verlagern.
Markus Söders Position
Markus Söder lehnt die Einführung von Strompreiszonen in Bayern ab. Seine Begründung: kurzfristige Nachteile für Industrie und Haushalte. Damit vertritt er die Linie vieler Wirtschaftsverbände, die von den derzeit einheitlichen Strompreisen profitieren.
Fakten-Check: Was ist belegt, was politisch?
- ✅ Redispatch-Kosten von 2,78 Mrd. € – bestätigt durch Bundesnetzagentur.
- ✅ 30 TWh Redispatch-Volumen – dokumentiert von Netzbetreibern.
- ✅ Höhere Preise im Süden bei Stromzonenteilung – Prognose laut ACER/Ariadne-Studien.
- ⚠️ Langfristige Vorteile durch lokale Erzeugung – Experteneinschätzung, abhängig von Umsetzung.
- ⚠️ Gefahr für Standort Bayern – Einschätzung von Wirtschaftsverbänden.
Fazit
Bayerns Energiepolitik steht an einem Scheideweg. Kurzfristig schützt die einheitliche Strompreiszone Industrie und Verbraucher im Süden vor höheren Kosten. Langfristig jedoch bremst sie den Ausbau erneuerbarer Energien und belastet das Netz. Die Balance zwischen wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltiger Energieversorgung wird entscheidend sein, um das Redispatch-Problem zu lösen.
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