Als ich mich 2021 für den Kauf meines ersten Elektroautos entschieden habe, war das eine Mischung aus finanzieller Vernunft, Zukunftsdenken und einer guten Portion Glück. Heute – vier Jahre und 120.000 Kilometer später – ziehe ich ein ehrliches Fazit zum Skoda Enyaq. Was hat sich bewährt? Welche Probleme gab es? Und lohnt sich der Umstieg vom Diesel wirklich?
- Vom Dacia Logan zum Elektro-SUV
- Warum es der Skoda Enyaq wurde
- Erste Erfahrungen: Fahrkomfort und Kosten
- Haltbarkeit, Reparaturen und Inspektionen nach 120.000 km
- Wertverlust: die Achterbahn der Gefühle
- Fahrverhalten: Vom Vollgas zum Entspannt-Modus
- Politik, Kosten und soziale Fragen: Wer kann sich E-Autos leisten?
- Fazit nach 4 Jahren Skoda Enyaq
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Vom Dacia Logan zum Elektro-SUV
Bis 2021 war ich ein klassischer Pendler mit einer Strecke von 130 km pro Tag – über 30.000 bis 40.000 km im Jahr. Mein treuer, aber schlichter Begleiter war ein Dacia Logan Diesel, neu gekauft für rund 14.000 €. In drei Jahren habe ich damit knapp 90.000 km zurückgelegt bin 3 mal liegen geblieben und 2 mal abgeschleppt.
Doch trotz Diesel-Motor waren die Kosten happig: etwa 400 € Werbungskosten monatlich – und in Zeiten des Ukraine-Krieges, als der Dieselpreis auf 2 € pro Liter stieg, sogar bis zu 700 € pro Monat. Viel Geld für wenig Komfort.
Der Gedanke an ein E-Auto war naheliegend: weniger Betriebskosten, modernes Fahrgefühl, mehr Ruhe auf langen Strecken.
Warum es der Skoda Enyaq wurde
2021 war die Auswahl an bezahlbaren Elektroautos noch überschaubar. Ein Dacia Spring kam für mich als Vielfahrer nicht infrage. In der Mittelklasse stach der Skoda Enyaq hervor: günstiger als Audi Q4 e-tron oder VW ID.4, aber mit bulligem Design und viel Platz.
Ein Glückstreffer brachte mich schneller ans Ziel: Über Carwow kontaktierte mich ein Autohaus, dessen Kunde nach 1,5 Jahren Wartezeit abgesprungen war. Ich konnte die Bestellung übernehmen – und war einer der wenigen, die ihren Enyaq nach nur vier Wochen geliefert bekamen.
Erste Erfahrungen: Fahrkomfort und Kosten
Schon die ersten Kilometer waren ein Aha-Erlebnis. Im Vergleich zum Dacia Logan fühlte sich der Enyaq wie Zukunft an: leises Fahren, entspannte Assistenzsysteme wie der Adaptive Cruise Control (ACC) und ein Komfort, den ich bis dato nicht kannte.
- Werbungskosten sanken von ca. 700 € auf rund 300 € monatlich.
- Trotz Finanzierung war der Enyaq unterm Strich günstiger als der alte Diesel.
- Steuerfreiheit und niedrigere Verschleißkosten entlasteten zusätzlich.
Für mich bedeutete das: Ein Elektroauto aus der Mittelklasse, das trotz höherer Anschaffungskosten am Monatsende weniger Geld verschlingt – und gleichzeitig den Fahrspaß massiv erhöht.
Haltbarkeit, Reparaturen und Inspektionen nach 120.000 km
Oft hört man Vorurteile: Elektroautos würden durch ihr Gewicht die Reifen schneller abnutzen und durch Bremsabrieb besonders viel Feinstaub erzeugen. Meine Realität sieht komplett anders aus:
- Bremsen: Dank Rekuperation sind sie nach 120.000 km praktisch wie neu. Abrieb? Fast null.
- Reifen: Mein erster Satz Allwetterreifen hielt 90.000 km – fast doppelt so viel wie bei meinem Diesel.
Die Politik diskutiert dennoch über zusätzliche Steuern auf Feinstaubbelastungen durch E-Autos. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen: Die Belastung liegt unter der eines Verbrenners, trotz 2 Tonnen Fahrzeuggewicht.
Die Sache mit den Inspektionen
Ein Punkt, der mich bei den Kosten etwas irritiert hat, war die erste große zeitlich getriggerte Inspektion nach zwei Jahren. Obwohl ich in dieser Zeit bereits über 70.000 km gefahren war, bestand der eigentliche Arbeitsaufwand darin, die Innenraumfilter zu wechseln – Kostenpunkt: rund 350 Euro.
Das Ganze wirkte auf mich schon seltsam. Denn ob ein Fahrzeug viel fährt oder fast nur in der Garage steht: Nach zwei Jahren wird pauschal der Filter gewechselt – nicht nach Zustand, sondern nach Kalender. Um die Herstellergarantie zu behalten, bleibt einem gar nichts anderes übrig, als diese Wartung zu zahlen.
Bei einer kleinen Umfrage in Fahrer-Foren wurde mir bestätigt: Je nach Region und Werkstatt liegen die Preise für diese Inspektion zwischen 250 und 700 Euro (auffallend häufig im Berliner Raum) – bei identischem Arbeitsaufwand.
Als Vielfahrer kann ich den Wechsel nachvollziehen, weil meine Filter nach 70.000 km tatsächlich einiges gesehen haben. Aber für Wenigfahrer ist das ein fragwürdiges System, bei dem man zahlt, obwohl der Filter praktisch wie neu sein könnte.
Wertverlust: die Achterbahn der Gefühle
Ein Thema, das viele E-Auto-Fahrer bewegt, ist der Wertverlust. Und ja, gerade am Anfang war das für mich ein Frustfaktor.
Nach nur zwei Jahren und rund 70.000 Kilometern war mein Enyaq von 45.000 € Neupreis auf etwa 22.000 € Restwert gefallen. Für mich wirkte das wie eine exponentielle Abwärtsspirale. Ich rechnete schon damit, dass nach drei oder vier Jahren kaum mehr als ein Restwert im einstelligen Tausenderbereich übrigbleibt.
Heute, nach vier Jahren und 120.000 km, zeigt sich ein anderes Bild: Der Restwert hat sich stabilisiert. Trotz höherer Laufleistung pendelte er sich bei rund 20.000 € ein.
Und mit jedem gefahrenen Kilometer gleichen die Ersparnisse gegenüber einem Verbrenner diesen nominellen Wertverlust aus. Allein an Spritkosten habe ich in vier Jahren rund 10.000 € gespart. Addiert man geringeren Verschleiß, steuerliche Vorteile und niedrigere Wartungskosten hinzu, entsteht ein finanziell tragfähiges Gesamtpaket.
Fahrverhalten: Vom Vollgas zum Entspannt-Modus

Eine interessante Veränderung kam beim Fahrstil: Mit einem Benziner war für mich die Autobahn gleichbedeutend mit Vollgas – wenn die Bahn frei war, habe ich durchgezogen.
Beim E-Auto änderte sich das schleichend: Anfangs musste ich mich überwinden, auf 120 km/h herunterzugehen und den Verbrauch bewusst im Blick zu behalten. Anfangs war da die „Reichweitenangst“. Heute empfinde ich es als befreiend. Selbst wenn ich auf der rechten Spur der langsamste Pkw bin – es fährt sich unglaublich entspannt. Statt Stress am Lenkrad habe ich Ruhe, Überblick und Gelassenheit gewonnen. Selbst einen Tempoverbot sehe ich heute fast schon erwartungsvoll entgegen, vor 4 Jahren hätte ich darauf gepocht das es mein Grundrecht ist zu Rasen.
Politik, Kosten und soziale Fragen: Wer kann sich E-Autos leisten?
Ein Punkt, der mich beschäftigt, sind die politischen Signale. Anfangs lockte der Staat mit Kaufprämien, Steuerfreiheit und günstigen Rahmenbedingungen für E-Auto-Fahrer. Inzwischen stehen diese Vorteile zunehmend auf dem Prüfstand.
Diskutiert wird über neue Steuern – etwa durch die Feinstaub-Debatte rund um Bremsen und Reifen. Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen: Die Realität sieht ganz anders aus. Nach 120.000 km habe ich weniger Abrieb und weniger Verschleiß als bei meinem alten Diesel. Doch statt diese Vorteile anzuerkennen, wird das Thema politisch aufgebläht.
Ein bitterer Beigeschmack bleibt auch bei der Kostenseite: Obwohl sich ein Elektroauto bei hoher Fahrleistung finanziell lohnt, können sich viele Pendler mit langen Strecken keinen Einstieg leisten. Gerade die Berufsgruppen, die am meisten von niedrigeren Betriebskosten profitieren würden, sind durch die hohen Anschaffungspreise ausgeschlossen.
Die fehlenden günstigen Einstiegsmodelle sind einer der größten Knackpunkte der Mobilitätswende. Solange das Einstiegssegment bei über 30.000 € liegt, bleibt E-Mobilität ein Thema für die Mittelschicht – nicht für diejenigen, die es am dringendsten bräuchten.
Fazit nach 4 Jahren Skoda Enyaq
Der Škoda Enyaq war für mich kein Fehlkauf, sondern eine der besten Entscheidungen der letzten Jahre.
- ✅ Deutlich geringere Betriebskosten
- ✅ Mehr Komfort und Fahrspaß
- ✅ Kaum Verschleiß oder Reparaturen
Beim Thema Wertverlust gilt: Der starke Einbruch in den ersten zwei Jahren relativiert sich über die Zeit. Gerade bei hoher Fahrleistung gleichen die Ersparnisse gegenüber Verbrennern den nominellen Wertverlust aus.
Alles in allem überwiegen die Vorteile klar. Ich komme entspannter, günstiger und nachhaltiger ans Ziel – und werde definitiv nicht mehr zum Verbrenner zurückkehren. Im Gegenteil: auch unser Zweitwagen soll bald elektrisch fahren.